Tariq Ramadan und ATTAC vereint im Kampf

ATTAC - At-Taqqiya - Attacke. Ein Artikel vom 24. November 2003


Im August 2002 erklärt der damalige ATTAC-Präsident und heutige ATTAC-Ehrenpräsident Bernard Cassen über die französische Regierung: "Eine linke oder eine rechte Regierung ändert nichts, weil das Projekt ATTAC darauf zielt, die Geister vom liberalen Virus zu entgiften, der ihr seit einem Vierteljahrhundert eingetrichtert ist." Ein von dieser "Gegenoffensive" durchgeführtes großes internationales Treffen ist das Europäische Sozialforum (ESF), vom 12. bis 15. November 2003, in und um Paris.


Bemühungen, den Neo-Liberalismus, oder was man dafür ausgibt, aus der französischen und europäischen Gesellschaft auszutreiben, gibt es seit Gründung der ATTAC, im Juni 1998, reichlich. Le Monde diplomatique (Diplo) läßt keine Nummer ohne Kritik an "Kasinokapitalismus" und "Coca-Cola-Kultur", ohne antiamerikanische Ressentiments und israelfeindliche, kritiklos palästinenserfreundliche Beiträge erscheinen, dafür sorgen Alain Gresh, Serge Halimi und die Journalisten und Autoren des Diplo. Die ATTAC-Gründungsmitglieder, vertreten durch José Bové, Confédération paysanne, Denis Sieffert, "politis," und den Journalisten von Radio France Daniel Mermet sowie der hoffnungsvolle Präsidentschaftskandidat der Ligue communiste révolutionnaire (LCR) Olivier Besancenot beteiligen sich daran seit Jahren auch mit antisemitischen und israelfeindlichen Äußerungen.

"Entwaffnet die Märkte", gegen den "Weltstaat" und sein böses spekulatives Kapital, dieses nationalistische Kriegsgeschrei des Ignacio Ramonet gegen Banken und Finanzmanager ist zur Gründungszeit der ATTAC wie heute die Devise. Der von Bernard Cassen als sein Nachfolger als ATTAC-Präsident eingesetzte Jacques Nikonoff ist Redner bei Dîner-Debatten zum Thema "Die Finanzwelt gegen die Gesellschaft und die Wirtschaft", veranstaltet von der dem Jean-Pierre Chevènement und seinem Pôle Rébublicain befreundeten Zeitschrift "Res Publica", der Republikanischen Linken. Die Tradition ist ungebrochen. Immer mehr der seit Anfang der 90er Jahre entwurzelten Linken suchen Zuflucht und ein neues Zuhause bei populistischen Sprüchen über das böse Kapital. Der Schritt zur reaktionären Krisenbewältigung und damit zum klassischen Antisemitismus ist notwendige Konsequenz.

"Le Monde diplomatique geht´s gut", kann Bernard Cassen im Juli 2003 die finanziellen Ergebnisse des Kampfblattes der Globalisierungskritiker verkünden. Allein die in Frankreich verkaufte Auflage ist seit Januar 1996 von 180 738 auf 228 164 gestiegen, hinzu kommen die in 21 Ländern in 17 Sprachen verkauften Auslandsexemplare. So können der neue Sitz des Diplo käuflich erworben sowie selbstlos, ohne Erwartung von Dividende, in die sich in finanziellen Nöten befindenden Zeitschriften Transversales, Politis und Témoignage chrétien "aus notwendiger Solidarität" investiert werden. Die massenhaft zur ATTAC strömenden globalisierungskritischen Linken sind auch die Käufer und Leser des Diplo und der genannten kleineren Zeitschriften. Der Generaldirektor des Diplo Bernard Cassen hat in Politis allzeit ein Forum.

Diese Basis wird zur Vergrößerung von Macht und Einfluß der ATTAC-Führung und zur Auflagensteigerung des Diplo sehr kapitalismuskonform verbreitert. Die diversen Veranstaltungen der Globalisierungskritiker, vom medienwirksamen Ausreißen genmanipulierter Pflanzen bis zur Organisierung der Sozialforen sind längst zu einem lukrativen Unternehmen mutiert. Neue Sympathisantenkreise müssen an ATTAC und Diplo herangeführt werden. Seit Jahren ist Alain Gresh, ein durch nichts zu beirrender Verteidiger der Palästinenser, deshalb dabei, auch die marginalisierten islamischen Immigrantenkreise für die globalisierungskritische Sache zu gewinnen. Dazu bedient er sich des Multiplikators Tariq Ramadan, des "muslimischen Intellektuellen", der im Diplo publiziert, und mit dem Alain Gresh in Debatten auftritt, bei der Genfer Zeitschrift Courrier, im Januar 2003, über den "Krieg gegen den Terrorismus" beispielsweise, "diese neue Doktrin der Unordnung der Welt". Tariq Ramadan illustriert verschiedene die Welt besudelnde Terrorismen, vom Staatsterrorismus bis zum Gruppenterrorismus, womit wir übergangslos bei der Anklage gegen die USA und Israel angekommen sind. Jedes terroristische Einzelunternehmen, das er allerdings strikt ablehne, müsse man einem Kontext zuordnen, einer ihm eigenen Ursache. Die Terroristen reagieren auf Ungerechtigkeit.

ATTAC lädt den 41-jährigen Schweizer Philosophen und Islamologen Tariq Ramadan als Redner, Seminar- und Rundtischdiskutanten zum Europäischen Sozialforum, vom 12. bis 15. November 2003, ein. Mit ihm und seinen Anhängern gemeinsam also sollen die wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten aufgehoben und die in vielen Bereichen verloren gegangene Demokratie zurückgewonnen, eine dauerhafte Entwicklung, internationale Solidarität und eine soziale Wirtschaft aufgebaut werden?

Er erobert das ESF und die Globalisierungskritik und verwandelt das Forum in eines zur Durchsetzung des Islam in Europa: der islamische Bürger ist sein Ziel für Europa. Dazu reist er aus Genf an, und fünfzig von ihm mitgebrachte persönliche Leibwächter sichern seine Auftritte: Tariq Ramadan Superstar!

Das ESF bietet dem Islamologen eine Tribüne ersten Ranges. 1500 weitere Diskutanten wichtiger sozialer Themen in den Foren, Rundtischgesprächen und Plenen sind aus den Medien verschwunden. Im Parisien, in Le Monde und Libération wird nur noch über "Tariq" berichtet. Das verdankt er vor allem auch seinen Freunden, dem "Bauerngewerkschafter" José Bové, unter der Schirmherrschaft von dessen Confédération paysanne der Journalist bei Radio France Daniel Mermet in Anwesenheit von 1000 Zuschauern, darunter zahlreiche Rundfunk- und Fernsehjournalisten, eigens eine seiner beliebten Sendungen "Là-bas si j´y suis" für ihn und mit ihm ausrichtet. Daniel Mermet ist derjenige, der im Vorspann zu seinen Sendungen antisemitische Äußerungen seiner Zuhörerschaft von Tonbändern abspielt, der den SS-Offizier und letzten KZ-Arzt von Auschwitz Hans Münch interviewt und dessen antisemitische Hetze über Radio France ausstrahlt, dafür verklagt und von der französischen Justiz freigesprochen wird, ein wahrer Freund des Tariq Ramadan.

Auf dem ESF kann Tariq Ramadan für einen politischen Islam als anti-imperialistische Alternative zum neo-liberalen Kapitalismus werben.

Bartträger, junge Frauen mit Kopftuch und viele andere, insgesamt etwa 700 Menschen, lauschen ihm ergriffen während eines vom radikal-islamischen Mouvement de l´immigration et des banlieues (MIB) organisierten Seminares über "die Rolle der Religionen in der Widerstandsbewegung gegen die Weltordnung".

Wenn das Kopftuchthema angeschnitten wird, sorgen die Bartträger und die züchtig verhüllten jungen Frauen mit hysterischem Geschrei dafür, daß das Thema gewechselt wird. Der Guru selbst schweigt zum Thema, er hat seine Leute. Allerdings äußert er in einer Art religiös-politischer Predigt, in einer halbfertigen Moschee in Vigneux, am Samstag, da er mit seinen Anhängern unter sich ist, daß die Gesellschaft das Kopftuch zu akzeptieren habe. Die Frauen müßten damit ihre Zugehörigkeit zum Islam sichtbar zeigen.

Zum ESF-Abschlußplenum über "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus" mit dem Superstar, am Samstagmorgen, den 15. November, kommen 1300 Menschen und spenden seinen Reden frenetischen Beifall. Wo er auch auftritt, und er tritt überall auf und dominiert das ESF, haben die Globalisierungskritiker nur Augen und Ohren für ihn, den Hoffnungsträger, den "Bruder Tariq". José Bové ist mega-out.

Tariq Ramadan in einigen Medien

Nicht nur die islamische Oumma.com, sondern auch der sich der linken Mitte zurechnende Genfer Courrier ist eine dem Tariq Ramadan sehr wohlgesonnene Zeitschrift, die am 8. Oktober 2003 einen antisemitischen Artikel von ihm sowie Reaktionen darauf veröffentlicht. [nicht mehr online] Wir kommen auf den inkriminierten Artikel noch zurück.

Tariq Ramadan, Enkel des Gründers (1928) der ägyptischen Muslimbruderschaft Hassan al-Banna, Sohn des Mitgliedes, seit 1940, dieser Terroristenvereinigung, Mitbegründer der von Saudi-Arabien finanzierten Rabita, der Muslimischen Weltliga, sowie Begründers (1961) des Islamischen Zentrums Genf Said Ramadan und Bruder des fundamentalistischen Hani Ramadan, Direktor des Zentrums Genf, hat lange vor dem Auftritt beim ESF im In- und Ausland viele Freunde und Sympathisanten. Die Medien geben ihm breiten Raum sich zu artikulieren, beispielsweise die Frankfurter Rundschau (FR), am 10. August 2003, durch die Veröffentlichung der Übersetzung von "Bruder" Yusuf Kuhn des in der Zeitschrift Politis erschienenen anklägerischen Artikel des Philosophieprofessors und Islamologen gegen die Globalisierungskritiker: "Armut im Denken und Konformismus".

Dort beklagt der Autor neben dem "seelenlosen Kapitalismus" und den "Ausgeburten des kapitalistischen Wahnsinns" auch: "Das Defizit an Demokratie und Offenheit in der globalisierungskritischen Bewegung ist offenkundig.", womit er nicht die autoritäre Herrschaft des ATTAC-Ehrenpräsidenten Bernard Cassen würdigt, sondern die "eurozentristische Sichtweise" und die angebliche Ausgrenzung der Muslime, das Fehlen kultureller und religiöser Vielfalt: "Der globalisierungskritische Diskurs hinsichtlich des Nahen Ostens und des Islam ist von erschreckender Armut im Denken und von Konformismus gekennzeichnet."

Es wird einigen ATTAC-Mitgliedern nicht klar gewesen sein, daß sie in einer Vereinigung sind, die sich um religiöse Fragen des Islam kümmern soll. Seit dem letzten Europäischen Sozialforum kann daran allerdings für niemanden mehr ein Zweifel bestehen.

Zur Untermauerung der Wichtigkeit und Seriosität ihres Autors erwähnt die FR, daß dieser als Experte mehreren Kommissionen des Europaparlamentes angehöre und Mitglied der "Gruppe der Weisen für den Dialog der Völker und Kulturen" bei der EU unter Vorsitz von Romano Prodi sei. Dort wird Tariq Ramadan in der Tat geführt, mit vielen seiner Publikationen und Mitherausgeberschaften, auch aus dem Lyoner wahhabitischen Verlag Tawhid.

Er reise einmal monatlich zu Vorträgen in die USA und sei auch zu Anhörungen beim Außenministerium der USA geladen worden, was wohl nicht möglich sei, wenn der geringste Verdacht auf ihm ruhe, meint er. In Frankreich wird ihm 1995 der Aufenthalt untersagt. Die französische Staatsbürgerschaft wird ihm verweigert. "Ich bin eine in ganz Europa und in den USA gehörte Stimme", erklärt er. Ja, leider.

Die Tageszeitung (taz) veröffentlicht eine teilweise kritische Rezension des Buches von Tariq Ramadan "Muslimsein in Europa" der Bezirksverordneten der Grünen von Neukölln Susanna Kahlefeld. Interessanterweise heißt das Buch englisch sehr viel treffender "Islam in Europe". Nirgendwo erwähnt sie den familiären und ideologischen Hintergrund des Tariq Ramadan: "Tariq Ramadan schreibt dies für seine eigene Generation, die Enkel der Auswanderer". Da hätte man doch gern etwas über Großvater und Vater gelesen. Aus dem Vorwort des Autors zur deutschen Ausgabe geht hervor, daß er das Buch vor allem für zum Islam konvertierte Europäer schreibt.

Tariq Ramadans Kritik sei "für die fundamentalistischen Muslime eine Kampfansage", schreibt Susanna Kahlefeld. Wie verträgt sich diese merkwürdige Interpretation mit Tariq Ramadans Herkunft und seinen übrigen Aussagen, dem Wohlwollen gegenüber Bilder-, Kino- und Musikverboten, die unter Umständen akzeptabel seien, wozu er Koranstellen zitiert habe? Das wird nicht hinterfragt, sondern "eine Diskussion seiner Positionen lohnt sich dennoch allemal."
Die Renzensentin will also ernsthaft über Bilder-, Kino- und Musikverbote diskutieren? Es darf nicht wahr sein!

Islam in Europa
Gut aufgehoben bei katholischen Missiologen, Jesuiten und anderen christlichen Fundamentalisten

Das Vorwort zur französischen Ausgabe von "Islam in Europe" schreibt der Schweizer "Professor für Religionswissenschaft an der Philosophischen Fakultät sowie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg; vormals (1971-1993) Professor für Missiologie und Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg und Direktor des Instituts für Missiologie und Religionswissenschaft" Richard Friedli, der von Missionierung sicherlich viel versteht und dem Tariq Ramadan, der an derselben Universität lehrt, ein Freund ist. Der Katholik Richard Friedli forscht u.a. über "Sektenproblematik; Inkulturation; interkulturelle Kommunikation, Menschenrechte und Erziehung; Spiritualität und Politik; Fundamentalismus". Die Liebe zu seinem Forschungsgegenstand sowie die freundschaftliche Verbundenheit der Familien Friedli und Ramadan läßt ihn das Vorwort zu Tariq Ramadans Buch schreiben.

Das Buch, das sich ausdrücklich an zum Islam konvertierte Muslime wendet, entsteht bei einem einjährigen Aufenthalt des Autors bei der 1973 gegründeten Islamic Foundation, in Markfield, Leicester. Die gibt auch die Autobiographie des kürzlich verstorbenen Alija Izetbegovic heraus. "Die Islamic Foundation möchte den Islam im Westen vorstellen und ihn zu einer lebendigen Wirklichkeit werden lassen." Ein Instrument zur Missionierung also, für "Europäer muslimischen Glaubens". Seine königliche Hoheit Prinz Charles eröffnet am 24. Januar 2003 das neue Lehrgebäude und anerkennt dabei die geschichtlichen Verbindungen zwischen dem Islam, den Moslems und Großbritannien, wovon die Juden Palästinas seit Ende des Ersten Weltkrieges ein Lied singen können: 100 Jahre Betrug der Briten an den Juden.

Völlig gleiche Wellenlänge gibt es zwischen Jesuiten und Tariq Ramadan, stammen sie doch aus der gleichen autoritären Familie. In Deutschland wäre da zu nennen Christian W. Troll SJ. Er schreibt gemeinsam mit Tariq Ramadan und Reinhard Schulze ein Buch über den Islam in Europa. "Der europäische Islam. Eine reale Perspektive".

Der Islam ist das Jahresthema 2001 bei den Jesuiten, und so veröffentlicht Christian Troll "Islamische Stimmen zum gesellschaftlichen Pluralismus", und gibt der Präsentation des Tariq Ramadan breiten Raum. Sehr schlicht stellt er ihn vor als Enkel "des Gründers der Muslimbrüder Hasan al-Banna (1906-1949) und ... Sohn des ägyptischen Diplomaten und Rechtsgelehrten Said Ramadan." Er stellt die Intentionen Tariq Ramadans vor: Die in Europa lebenden Muslime hätten die Aufgabe, die Vision vom Islam als affirmativem Glauben und ihre unmittelbaren Konsequenzen für das menschliche Leben verständlich zu machen im neuen Kontext der europäischen Gesellschaft. Tariq Ramadan also weist den in Europa lebenden Muslimen ihre Aufgaben zu. Er redet ihnen ein Verlangen ein, "die islamische Identität neu zu entdecken und ... den Willen, nach dem Islam zu leben.", einem Islam, frei im Raume, losgelöst von nationalen Traditionen der islamischen Staaten, "der Herkunftsländer", wie er sagt. Das ist ein Islam, der sich dann mittels Missionierung in Europa ausbreiten kann.

Die Muslime sollen in Europa nach eigenen Gesetzen leben, einem Ensemble von Vorschriften zur Regelung von Gefühlen, Lebensformen und Sitten bis hin zu Speisen und Kleidung. Sie werden also eine Art Staat im Staate und sollen besonders den in Europa bestehenden "neutralen Bereich", also die Privatsphäre vereinnahmen und mit "Spiritualität" durchdringen. Der Ausgangspunkt dabei wird in der Rückbesinnung auf den Koran und die Sunna gesehen, von den historischen Verwirklichungen und Erfahrungen soll schon deshalb abgesehen werden, weil sie nicht auf den europäischen Raum zuträfen. Zurück also zu Mohammeds und seiner vier rechtgeleiteten Khalifen Zeiten. Das ist eine sehr geschickte Argumentation, denn die Geschichte des Islam ab dem 7. Jahrhundert in den heutigen islamischen Staaten ist für Europäer wenig einladend. Man kann davon ausgehen, daß jüngere europäische Konvertiten, wie die beiden auf Grund ihres Kopftuchs von einer französischen Schule relegierten Schülerinnen Lila und Alma Lévy-Omari, "die Mädchen wie alle anderen", mit solchen Ideen des Tariq Ramadan geködert werden.

Tariq Ramadan kämpfe an gegen "die alles affizierende Ideologie des Modernismus", sie setze sich zusammen aus "Individualismus, ungezügeltem Kapitalismus und Konsumdenken". Hier haben wir die Schnittstelle zur ATTAC und zu allen anderen fundamentalistischen Ideologien. Hier haben wir auch eine Schnittstelle zum Antisemitismus, denn der genannte Modernismus wird von den Fundamentalisten aller Couleur mit den Juden gleichgesetzt. Westliche Gesprächspartner hätten zu unterscheiden zwischen Modernität und der Ideologie des Modernismus, der dazu neige, Verwestlichung zu oktroyieren, schreibt Tariq Ramadan an anderer Stelle, in seinem Buch "Islam, the West and the Challenges of Modernity". Eine aggressive Kampfansage geht an die "nicht-muslimische Bevölkerung", diese müsse sich "im Hinblick auf das Gelingen einer pluralen, gemeinsamen Zukunft Europas ... kritisch befragen lassen: Sind die eingesessenen Europäer fähig und willens, den Beitrag anzuerkennen, den der Islam zu ihrer Zivilisation geleistet hat? Können sie ihre eigene Identität als vom Islam mitgeprägt verstehen lernen (neben dem prägenden Einfluß der griechisch-römischen und der jüdisch-christlichen Elemente) ...?"

Da ist man doch geneigt, mit Prinz Charles auszurufen: "Thank goodness for Arabic numerals!" Dabei sind sie von den Indern erfunden worden, einschließlich der Null, die der Thronfolger selbst ist. Mit der Null rechneten die Inder schon 300 v. Chr.!

In der Zeitung Le Monde sitzt ein ehemaliger jesuitischer zum Linksradikalen der LCR gewandelter Seminarzögling, der Islamexperte Xavier Ternisien. Er ist eine Art Sprachrohr des Tariq Ramadan und trägt durch seine kritiklose Anhängerschaft zu dessen öffentlicher Wirkung bei. Gemeinsam mit Caroline Monnot, die schon aus zahlreichen Artikeln über die ATTAC und die Lutte ouvrière (LO) bekannte Journalistin, die nie etwas weiß, schreibt er Unterstützerartikel für Tariq Ramadan. Die extreme Linke, LCR, LO aber auch Teile der Grünen, wie der ehemalige Maoist Gilles Lemaire, der Grüne Yves Contassot und der noch grünere Noël Mamère sind verantwortlich dafür, daß Tariq Ramadan zum Europäischen Sozialforum als Redner eingeladen wird und das Forum dominieren kann.

Noël Mamère, in den 70er Jahren beeinflußt vom protestantisch-fundamentalistischen Professor der Politikwissenschaft Jacques Ellul, lernt von diesem, daß die Entwicklung der Technik den menschlichen Gefühlen und Verbindungen schade, und daß man sich einzusetzen habe für die Umwelt. Aus den Kreisen kennt er auch José Bové, der sich zu einem Kleinbauern flüchtet, einem praktizierenden Christen, der den anderen Bauern predigt, sich den großen Züchtern und den großen Produzenten von Futtermitteln zu widersetzen.

Das sind einige der christlichen Fundamentalisten, die keine Probleme damit haben, den islamischen Fundamentalisten Tariq Ramadan zum Europäischen Sozialforum einzuladen. Dort bekommt er, der (noch) aus dem institutionalisierten französischen Islam ausgeschlossene Missionar, die Tribüne zur Erweiterung seines Wirkungskreises, der Etablierung des modernen europäischen Djihad. Er wird als Vermittler aufgebaut zwischen den marginalisierten islamischen Kreisen Frankreichs und Europas und der öffentlichen Macht. ATTAC und die EU haben das ja schon begriffen, und die Linksradikalen Frankreichs, die europäischen Medien und die christlichen Fundamentalisten auch. Warum bomben, wenn die Islamisierung friedlich vollbracht werden kann?

Das "Opfer" ATTAC kann nichts dazu

Man muß mit Bernard Cassen (Foto) fast Mitleid haben, wenn man liest, wie hilflos er sich "als Privatmann", nicht etwa im Namen der ATTAC, denn für die kann er schon lange nicht mehr sprechen, gegen die Attacken des modernen Glaubenskämpfers Tariq Ramadan im ihm aufgezwungenen Dialog in Politis, veröffentlicht auch von der FR, zur Wehr setzt. Dadurch, daß sowohl der Ansatz Bernard Cassens als auch der des Tariq Ramadan opportunistisch und autoritär sind, kann er nicht viel Substantielles zur Widerlegung des Glaubenskämpfers beitragen. Die Meinungsführerschaft entgleitet ihm.

Die ATTAC ist, wie sich das für jede antisemitische, nationalistische, fundamentalistische Organisation gehört, "Opfer". Sie kann nichts dazu, zu dem Ergebnis ihrer Einladung an Tariq Ramadan zum Europäischen Sozialforum. Sie sei nur eine von 250 zum ESF einladenden Organisationen des Exekutivkomitees. Dazu gehörte auch "Presence musulman" des Tariq Ramadan und das ihm nahestehende "Collectif des musulmans de France". Warum nun allein ATTAC bezichtigt werde, ist ATTAC France unverständlich. Nun werde allein ATTAC des Antisemitismus geziehen. Man habe kein Recht, immer im einzelnen nachzusehen, welchen Aktivitäten die Gruppen der Bewegung nachgingen.

Die Mitgliedschaft in der Globalisierungskritik ist also beliebig und gleichgültig, man nimmt, was man kriegen kann, um seinen Machtbereich zu erweitern. Stolz berichtet ATTAC, daß seit Ende des Sommers der Anstieg der Eintritte in ATTAC sehr viel höher als im Jahr davor ist, und die Anzahl der zahlenden Mitglieder die von 2002 übersteigen werde. Die islamischen Fundamentalisten nutzen diese Gleichgültigkeit, sich soweit wie möglich der Struktur zu bemächtigen. Man nennt dies "L´entrisme", das Eindringen: eine größtmögliche Zahl politisch Gleichgesinnter wird Mitglied, bemächtigt sich nach und nach der Schlüsselpositionen und richtet die Politik nach ihrem Gutdünken aus. So machen es seinerzeit François Mitterand und Jean-Pierre Chevènement mit der sozialistischen Partei S.F.I.O., so machen es die trotzkistischen Sekten Ligue communiste révolutionnaire (LCR) und Lutte ouvrière (LO), die auf dem ESF diesmal allerdings das Nachsehen haben, und so machen es radikale islamische Vereinigungen wie die Union des Organisations Islamiques de France (UOIF), der Mouvement de l´immigration et des banlieues (MIB) und andere fundamentalistische Gruppen.

ATTAC vermutet zwei Tage vor Beginn des ESF, man wolle die Diskussion um die Inhalte mit dem Angriff auf Tariq Ramadan ablenken zu einer "Affäre Ramadan". Während die Ideen der Globalisierungskritiker in der öffentlichen Meinung immer mehr Fortschritte machten, wolle man am Vorabend des ESF dieses destabilisieren und den Kampf in Europa und Frankreich gegen den Neo-Liberalismus schwächen.

Sie selbst hätten Tariq Ramadan eingeladen, sich zu präsentieren, nicht er sei auf sie zugekommen. Im Juni 2003 habe ein Treffen mit Bernard Cassen und Tariq Ramadan zur Vorbereitung des ESF stattgefunden. Dort seien zahlreiche Muslime und reichlich kopftuchtragende Musliminnen erschienen. Da kann sich Bernard Cassen anschließend in Politis eben nur eingeschränkt wehren. Sein Mitstreiter als ATTAC-Mitbegründer, der linksradikale Pierre Khalfa, antwortet dem aggressiven Artikel des Tariq Ramadan zuvorkommend, in dem er in Politis schreibt, wenn sich islamisch verstehende Organisationen in der Bewegung der Globalisierungskritiker Platz hätten, wäre das ein Zeichen der Universalität der Bewegung.

ATTAC Rhône setzt noch eins drauf, in dem die ehemalige ATTAC-Präsidentin von Toulouse Geneviève Azam Tariq Ramadan, am 24. Oktober zu einem Rundtischgespräch über die Beziehungen zwischen Nord und Süd einlädt. Dort verkündet sie: "Der Neo-Liberalismus, das ist auch die Verwestlichung der Welt. Das Herz des Westens ist nicht allein in den westlichen Ländern." So also vertreten ATTAC-Mitglieder "fest die fundamentalen Prinzipien der Republik".

Tariq Ramadan wird von der katholischen "La Croix" nach Ende des ESF bescheinigt, er habe dort seinen "Paß als Intellektueller von hohem Niveau" erhalten. Dort habe er berichtet, wie früher den Juden gegenüber geäußerte Anschuldigungen sich heute auch auf die Muslime übertrügen, denen "Verschwörungen" nachgesagt würden. So dreht Tariq Ramadan seine antisemitischen Äußerungen zugunsten seiner Sache um, und die ESF-Besucher klatschen begeistert Beifall. Was das Beifallsbarometer angehe, so habe Tariq Ramadan alle übertroffen. Auch einige Gegenstimmen werden zitiert. Niemand fragt nach, warum bei ca. fünf Millionen in Frankreich lebenden Muslimen, darunter einige bekannte hochqualifizierte Repräsentanten wie beispielsweise der Intellektuelle Youssef Seddik, ausgerechnet Tariq Ramadan eingeladen wird. Das wird als selbstverständlich vorausgesetzt und nicht hinterfragt.

Der umstrittene Artikel des Tariq Ramadan über die französischen Juden

Bislang ist man zur Charakterisierung des Tariq Ramadan und seiner Agitation für die islamische Mission ganz ohne den Artikel ausgekommen, der in den Medien hochkommt und Ausgangspunkt der ersten und einzigen Kritik an der Einladung des Islamologen zum ESF wird. Critique des (nouveaux) intellectuels communautaires. "Kritik der (neuen) einer Gemeinschaft verpflichteten Intellektuellen" ist er überschrieben, wird vom Autor an Le Monde und Libération eingeschickt und von Le Monde allein fünfmal abgelehnt. Dieser Artikel ist selbst Xavier Ternisien zuviel. Deshalb nützt Tariq Ramadan entgegen den Regeln den Verteiler der ESF-Organisatoren, um seine Meinung zu verbreiten. Der Artikel führt bei den in ihm angegriffenen Juden zu Protesten, und er wird vom Netz genommen. Es gibt aber noch die Oumma.com und den Schweizer Courrier, um die Verbreitung, am 3. bzw. am 7. Oktober 2003, zu gewährleisten.

"Tariq Ramadan prangert das neue Phänomen an, da man jüdische für Universalisten gehaltene Intellektuelle sich als Verteidiger einer sich in Gefahr befindlichen Gemeinschaft sehen kann, deren Hauptfeind der Araber ist", schreibt der Courrier einleitend. Den nach eigener Aussage alternativen, von allen Parteien, Gewerkschaften oder Vereinigungen unabhängigen, globalisierungskritischen, mit dem Diplo zusammenarbeitenden Courrier, der bis zum Bruch mit dieser (1996) von der katholischen Kirche finanziert wird, kann man getrost als Sprachrohr des Tariq Ramadan bezeichnen.

Oumma.com beklagt, daß man sich nur gegen die muslimische Gemeinschaft wende, aber man habe Mühe, diese so durch die Medien gehätschelten Intellektuellen zu kritisieren, die uns nur lange Artikel und Interviews lieferten mit sehr diskussionswürdigen und oft einseitigen Analysen der französischen Gesellschaft und der internationalen Szene. "Taguieff, Adler, Finkielkraut, Glucksman, Kouchner, BHL, unter anderem, sagen die Wahrheit der Welt, der Guten, der Bösen, unserer ´Alliierten´ ... und Israel entgeht ihrer selektiven Kritik immer."

Am 22. Oktober 2003, teilt Tariq Ramadan mit, daß er sehr wohl wüßte, daß Pierre-André Taguieff kein Jude ist. Er hätte in seinem Artikel die pro-zionistische Positionierung angegriffen.  Wie man am Logo des Artikels sehen kann, geht es ihm um die Auslöschung Israels, und es handelt sich tatsächlich nicht um Antisemitismus, sondern um den 1 400 Jahre alten Judenhaß.

Der Artikel "Kritik der (neuen) einer Gemeinschaft verpflichteten Intellektuellen" ist, muß man leider sagen, heutzutage nichts Außergewöhnliches, weder in Frankreich noch in Europa. Er befindet sich im Einklang mit zahlreichen Äußerungen, die hier inzwischen üblich sind. Die Mehrheit der ATTAC-Funktionäre und Globalisierungskritiker haben mit seinem Inhalt keine Probleme, denn er referiert ihre Ansichten. Die im Artikel diskriminierten Juden wehren sich, und in den Medien erhält dies hauptsächlich deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil Tariq Ramadan zum ESF eingeladen wird und dort ein Forum bekommt, seine gefährlichen Lehren zu verbreiten.

Der Autor behauptet, die jüdischen Intellektuellen Frankreichs urteilten einseitig, verdammten die Araber und wendeten sich gegen jede Kritik an der israelischen Politik. Sie behaupteten unzutreffend, daß die maghrebinische Bevölkerung gemeinsam mit der extremen Linken die Judenfeindschaft banalisiere und sie rechtfertige. Alain Finkielkraut u.a. seien von universellen, mit der europäischen Tradition verbundenen, zu Intellektuellen einer Gemeinschaft degeneriert. Die "Schandmauer" in Israel werde bei ihnen zu einem "Sicherheitszaun", den Israel widerstrebend baue. Den Prozeß, den Licra und andere wegen der antisemitischen Hetzsendungen des Daniel Mermet führen und vor der französischen Justiz verlieren, nennt er "surrealistisch". In diesem Prozeß sagt Alexander Adler als Zeuge aus. Dieser sei nur von den Interessen Israels geleitet. Die Unterstützung der von Tariq Ramadan angeprangerten (sic!) jüdischen Intellektuellen für den Irakkrieg geschehe deshalb, weil Israel dort Militärberater hätte. Der Krieg der USA und Großbritanniens gegen den Irak sei zur Verbesserung der Sicherheit und der Wirtschaft Israels geführt worden. Bernard-Henri Lévy, "Verteidiger ausgewählter großer Angelegenheiten", kritisiere Israel äußerst wenig, schreibe ein Buch über den von pakistanischen Fundamentalisten ermordeten Daniel Pearl, um sich praktisch aus dem Nichts gegen die Politik Pakistans wenden zu können, weil Ariel Sharon jetzt ein strategisches Bündnis mit Indien eingehe.

Die in den Medien allgegenwärtigen gewissen Intellektuellen - es sei legitim, sich zu fragen, welche Prinzipien und welche Interessen sie in erster Linie vertreten. Sie folgten einer Logik der Gemeinschaft als Juden oder Nationalisten, als Verteidiger Israels. Man dürfe von den jüdischen Intellektuellen erwarten, daß sie auf klare Art die repressive Politik Israels denunzierten.

Innenminister Nicolas Sarkozy und Tariq Ramadan im Sender France 2 


Nachdem es Tariq Ramadan trotz bzw. gerade wegen der Diskussion um seinen inkriminierten Artikel gelungen ist, beim ESF mit dem Segen des Bauernführers José Bové, des Journalisten Daniel Mermet und des Mouloud Aounit (pbuh), von der Bewegung gegen den Rassismus MRAP, die Bewegung der Globalisierungskritiker in einen Club der Islamophilen zu verwandeln, gibt ihm der ebenso islamophile französische Innenminister Nicolas Sarkozy im Anschluß daran, am 20. November, in der beliebten Fernsehsendung des Senders France 2 "Cent minutes pour convaincre" (100 Minuten, um zu überzeugen) noch einmal ausführlich ein Forum, sich zu verbreiten. So ist er endlich auch bei der französischen Regierung hoffähig, schreibt "Athéisme". Jeder Marketing-Student im ersten Semester weiß, daß solche Veranstaltungen immer dem Herausforderer nutzen, was dieser auch sagen möge. Aber, darf man annehmen, das ist im Sinne des Nicolas Sarkozy, der sich schon als enger Freund des von ihm ins Leben gerufenen Conseil français du Culte musulman (CFCM) gezeigt hat, wo die der Muslimbruderschaft nahestehende Union des Organisations Islamiques de France (UOIF), zuungunsten moderater islamischer Gruppen und Vereinigungen die politische Richtung bestimmt. Nicolas Sarkozy nimmt, am 19. April 2003, unter Anteilnahme der französischen Medien und ihrer Kameras am XX. Treffen der Muslime Frankreichs teil und wird in Le Bourget vom Präsidenten der UOIF Hadj Tihami Breze würdig begrüßt und umschmeichelt. Entsprechend fällt die ausführliche Antwort des "Ministers des Innern, der inneren Sicherheit und der lokalen Freiheiten" aus, veröffenlicht auch in englischer Sprache auf der Web Site des französischen Außenministeriums [nicht mehr online, nirgends].  Die gesamte englischsprachige arabische Welt wird es dem Herrn Minister danken. Vielleicht wird Frankreich ja dadurch von den islamischen Terroristen verschont.

Tariq Ramadan und die UOIF arbeiteten gut zusammen, was jener heute aus taktischen Gründen bestreite. Zwischen dem Fundamentalisten und der UOIF herrsche Konkurrenz um die Macht, das sei alles, wobei Tariq Ramadan im Nachteil sei dadurch, daß er nicht die französische Staatsbürgerschaft besitzt. Die Zusammenarbeit der Republik und des Islam, krankhaft ermuntert durch Nicolas Sarkozy und gierig erwartet von Tariq Ramadan, führe zur Zerstörung der ersteren zugunsten der Vergrößerung des zweiten. Der Innenminister kalkuliere gegen jede Erfahrung, daß eine vermeintlich von ihm kanalisierte starke Religion seiner herrschenden Macht besser diene als die von den Befürwortern der Laizität beanspruchten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, meint treffend "Athésme".

Für Nicolas Sarkozy sind all diese Araber zukünftige Wähler, wenn er sich bei den nächsten Präsidentschaftswahlen präsentiert. Da zählen fünf Millionen Muslime eben mehr als einige Hunderttausend Juden. Einfache Rechnung!

Xavier Ternisien sorgt im Anschluß an die Austrahlung der Sendung dafür, daß der Auftritt seines Freundes in Le Monde mit den charmantesten Worten geschildert wird.

Tariq Ramadan, Interviewpartner der Oumma.com und des Schweizer Courrier


Der Schweizer Courrier und Oumma.com bringen neben zahlreichen Artikeln des Tariq Ramadan ebenfalls reichlich Kommentare zum Auftritt beim ESF.

Manuel Grandjean, Chefredakteur des Courrier führt ein langes Interview mit Tariq Ramadan. "Man greift nicht ungestraft die in den französischen Medien beliebten Intellektuellen an ... Tariq Ramadan wurde in den Vordergrund gestellt, oftmals in der Rolle des Angeklagten. Obgleich er doch als Progressist auftrat, ist er heute die Zielscheibe einer wahrhaften Kampagne, um ihn des Antisemitismus zu zeihen, der Doppelzüngigkeit und der Verbindungen mit den Extremisten", leitet er das Interview ein, das auf Oumma.com schon drei Tage früher erscheint, Tariq Ramadan wiederholt und in dessen Antworten noch einmal all das bestätigt, was man ihm anläßlich seines antijüdischen Artikels vorgehalten hat. Aber auch Tariq Ramadan ist wie ATTAC "Opfer".

Die auf die jüdische Gemeinschaft entfallenden 62,5 Prozent aller rassistischen Akte in Frankreich seien eine statistische Zahl. Alles, was heutzutage die Juden angehe, werde viel stärker bemerkt als die Angriffe auf die arabisch-muslimische Gemeinde. Man müsse gegen beides vorgehen, was die von ihm angeprangerten "neuen, der Gemeinschaft verpflichteten Intellektuellen" nicht täten, weil sie nur für eine Gemeinschaft Partei ergriffen, im vorliegenden Fall die der Juden. Einige medienwirksame Intellektuelle in Frankreich, Juden oder nicht, seien heute gefährlich, weil sie behaupteten, der Antisemitismus sei arabisch und die Muslime potentielle Extremisten, wie Taguieff sage.

Tariq Ramadan bedankt sich ausdrücklich bei Noël Mamère und José Bové für deren Unterstützung. Letzterer meint, am 3. April 2002, der zunehmende Antisemitismus in Frankreich wäre verursacht durch den Mossad.

Tariq Ramadan kann sich eine Zusammenarbeit Buchstaben-treuer Muslime, fundamentalistischer Katholiken und orthodoxer Juden über die Abtreibung und zur Schaffung weniger liberaler Gesetze vorstellen. Die Steinigung von Ehebrecherinnen und die körperliche Züchtigung von Ehefrauen sowie die Verfolgung der Homosexuellen lehne er persönlich ab. Eine grundsätzliche Ablehnung äußert er nicht. Gegen die Polygamie ist er, wenn die Ehefrau sich dagegen wendet. Die Frau, die selbstbewußt und aus freier Entscheidung einen Schleier bzw. ein Kopftuch tragen wolle, sei zu respektieren. Er respektiere auch diejenigen, die das nicht tragen wollten, sagt er an anderer Stelle. Die Debatte in Frankreich sei hochgekommen, da es Nicolas Sarkozy im Gegensatz zum Parti socialiste (PS) gelungen sei, den Conseil français du culte musulman zu gründen. Hier nimmt er Partei für den Innenminister, der in seinem Sinne gehandelt hat.

Er will die islamische Lehre von ihrer Kultur und ihrer Geschichte befreien, um sie den Europäern als Religion annehmbar zu machen. Der Islam sei manchmal friedlich manchmal mit Waffengewalt verbreitet worden. Tariq Ramadan arbeitet daran, daß es nicht nötig wird, die Europäer mit Waffengewalt zum rechten Glauben zu zwingen.

Souverän weist Tariq Ramadan alle Vorwürfe zurück, die ihm Manuel Grandjean mundgerecht zubereitet. Er habe mit nichts Gesetzeswidrigem zu tun, er verurteile die Homizidattentate der Palästinenser, verstehe sie aber, weil das Volk unterdrückt wäre, auch mit den Muslimbrüdern hätte er nichts gemein, die ihn angeblich 1993 mit der Missionierung in Europa betraut hätten. Der Journalist der Le Monde Xavier Ternisien habe darüber bis nach Ägypten reichende Nachforschungen angestellt. Die Brüder hätten mit ihm nichts zu tun.

Einige Zionisten wollten, daß er seiner Kritik an Israel wegen in Europa seinen Einfluß verliere.

At-Taqiya, die vorbeugende Verstellung

Wie wir sehen, und wie es der Jesuit Christian W. Troll SJ ausführlich referiert, will Tariq Ramadan einen von Kultur und Geschichte der islamischen Welt gereinigten Islam, losgelöst von nationalen Traditionen der islamischen Staaten, "der Herkunftsländer". Die Rückbesinnung auf den Koran und die Sunna bei gleichzeitiger Übernahme von Errungenschaften der westlichen Welt, soweit wie nötig und der Verbreitung des Islam dienlich, stehen an. Das ist ein Islam, der sich von den Immigranten aus, die somit funktionalisiert werden, mittels Missionierung in ganz Europa ausbreiten kann, der Islam der Salafisten. Alle anderen Varianten, die sich auf Kultur und Geschichte des tatsächlich herrschenden Islam beziehen, hätten bei der Missionierung westlicher Bevölkerungen wohl wenig Chancen, wie man an der Auflistung der "Verbrechen des Islam von seiner Gründung bis heute" ablesen kann.

Diesen Ansatz hat Tariq Ramadan mit dem der palästinensischen Hamas und des Palästinensischen Djihad (PIJ) gemein. Das ist in derer beider Charta jeweils nachzulesen.

Der Gründer des PIJ Fatih Shiqaqi hat 1979 die Idee, daß Sunna und Schia zu vereinen seien. Das geht aber nur, wenn bis zu Mohammed und den vier "rechtgeleiteten" Khalifen zurückgegangen wird. Ali, beerdigt im irakischen Nadjaf, ist der letzte gemeinsam verehrte Khalif, von den Schiiten Imam Ali genannt. Einige Auszüge aus der internen Charta des PIJ, nach Ausführungen von Meir Hatina, Syracuse University Press 2001:

"Ideologische Leitlinien
  1. Anhängerschaft an den islamischen Glauben, wie ihn die erste Generation der gerechten Moslems verkörpert, die Kampfgefährten des Propheten.
  2. Verbindung von Tradition und Modernität, und solche Elemente davon nehmen, die dem Islam nicht widersprechen.
  3. Festhalten am Glaubenskrieg und vermeiden des Weges allmählicher Reformen.
  4. Die islamische Vereinigung mit den kämpfenden islamischen Kräften fördern, bei gleichzeitiger Bewahrung organisatorischer Unabhängigkeit.
  5. Vermeiden von ideologischer Tyrannei oder juristischer Ausschließlichkeit.
  6. Mißtrauen gegenüber den ´Ulama´, den Religionslehrern, die Diener der Tyrannei sind.
  7. Verbot der Konfrontation und des Tötens von Moslems untereinander.
  8. Die Massen als Hebel zur Revolution und ihrer strategischen Tiefe im Angesicht des Unterdrückers setzen.
  9. Verbieten jedes ideologischen Zusammengehens zwischen Irrglaube und Glaube, oder zwischen Exponenten des Säkularismus und der Bewegung.
  10. Führen der Politik der Bewegung und ihrer Aktivitäten im Einklang mit der Ansicht des Islam.
  11. Palästina ist Teil des Glaubens. Irgendeinen Teil davon abzugeben, heißt, vom Islam abzufallen."
Die Hamas bezieht sich in ihrem zweifach Allah gewidmeten Vorspann unmittelbar auf Hassan al-Banna, den Gründer (1928) der ägyptischen Muslimbruderschaft und Großvater des Tariq Ramadan: "Israel wird aufsteigen und aufrecht bleiben, bis der Islam es auslöscht, so wie er seine Vorgänger ausgelöscht hat." Im Artikel 2 der Hamas-Charta heißt es:

"Die islamische Widerstandsbewegung ist einer der Zweige der Muslimbrüder in Palästina. Die Bewegung der Muslimbruderschaft ist eine Weltorganisation, die größte islamische Bewegung der modernen Zeit. Sie ist charakterisiert durch ein tiefes Verständnis, durch präzise Vorstellungen und durch vollständige Ausführlichkeit aller Konzepte des Islam in allen Bereichen des Lebens: Ansichten und Glauben, Politik und Wirtschaft, Erziehung und Gesellschaft, Rechtsprechung und Bestimmungen, Indoktrinierung und Lehre, Kunst und Veröffentlichungen, das Versteckte und das Offensichtliche, und all die übrigen Bereiche des Lebens."

Tariq Ramadan fährt eine doppelte Strategie, in dem er den Islam vom störenden Ballast seiner Kultur und Geschichte befreit und gleichzeitig die grundsätzliche Lehre und Gesetzgebung der Scharia unangetastet läßt. Auch er geht, wie Hamas und PIJ, auf die Gründerzeit des Islam zurück, auf den Propheten und die vier "Rechtgeleiteten Khalifen". Diese Strategie legt er im Interesse der Verbreitung des Islam nicht offen. Deshalb wirft man ihm oftmals Doppelzüngigkeit vor. Nur selten gelangt dieser rhetorisch geschulte Mann an Grenzen, wenn man ihm beispielsweise vorwirft, er distanziere sich nicht grundsätzlich von Steinigungen, Polygamie, Züchtigung der Ehefrauen und Verfolgung der Homosexuellen. Dann zieht er sich ziemlich schwach darauf zurück, das alles müsse erst noch im Kreis des Islams vermittelt und diskutiert werden, was ihn ja nicht zu hindern bräuchte, für sich selbst eine grundsätzliche Ablehnung auszusprechen. Das kann er aber nicht, da er diese islamische Gesetzgebung eben nicht ablehnt.

Die Hinwendung auf die kultur- und geschichtsfreie Interpretation des Islam bringt für den Islamologen Tariq Ramadan die Chance mit sich, auch die Lehren der Schia für seine Absichten zu nutzen. Besonders geeignet für die Tätigkeit des Tariq Ramadan ist dabei die "Doktrin der Taqiya", etwa zu übersetzen mit "Doktrin der vorbeugenden Verstellung", "Doktrin, den Schutz zu organisieren", abgeleitet von arabisch tuqat, verheimlichen, verstecken.

Die Doktrin der Taqiya wird von den Schiiten im 8. Jahrhundert vom fünften und sechsten Imam der Zwölferschiiten Imam Muhammad al-Bakir und seinem Sohn Imam Jafar Sadik entwickelt. Die Taqiya steht bei den Zwölferschiiten, die mehrheitlich im Iran und Irak leben, und bei den Ismaeliten, den sogenannten Siebener-Schiiten, in hohem Ansehen. Imam Jafar Sadik ist der sechste und letzte auch von den Ismaeliten verehrte schiitische Imam. Sie folgen dann seinem jüngeren Sohn Ismael. Der 49. Imam der Ismaeliten ist Prinz Karim Agha Khan IV, der 1957 Imam wird. Die Ismaeliten regieren als Fatimiden-Dynastie von 909 bis 1171 in Kairo.

Sie wird bei den Schiiten zur absoluten Bedingung des Glaubens: "Einer, der nicht die Taqiya hält, der hat keine Religion." An anderer Stelle sagt Imam Jafar Sadik: "Fürchte für deine Religion, und schütze sie durch Taqiya." Sie sei obligatorisch, und derjenige, der sich nicht daran halte, sei in der gleichen Situation wie jemand, der nicht bete. Die geheime Mission der Schiiten sei mittels Taqiya zu verbreiten. So könne auch die Verfolgung gering gehalten werden.

Die Doktrin der Taqiya beruft sich auf den Koran: "Gläubige sollen Ungläubige nicht bevorzugt vor Gläubigen zu Freunden nehmen, und wer immer das tut, der soll von Gott nichts haben, außer wenn du dich aus Furcht vor ihnen zu hüten hast." (Sure 3:27) Taqiya ist eine in der islamischen Gesetzgebung gestattete Praxis, eine Doktrin, die es den Gläubigen erlaubt, Bündnisse mit Nicht-Gläubigen einzugehen und ihren wahren Glauben in schwierigen Zeiten zu verbergen.

Imam Jafar Sadik erkennt auch die Notwendigkeit einer dichten wohlgeknüpften und geheimen Organisation, um den heraufziehenden Bedrohungen der arabischen Gesellschaft zu begegnen. "Die Araber, muß man bemerken, waren traditionell und vom Temperament her nicht geeignet für geheime und Untergrundfunktionen. Sie lebten immer in einer offenen und freien Gesellschaft in der Wüste, ohne das Brimborium von Staat und politischen Intrigen."

Man sieht, was die Hamas und der PIJ, aber auch, was Tariq Ramadan aus der Doktrin der Taqiya gelernt haben mögen. Sie ist in diesen Kreisen und bei den Muslimbrüdern in aller Welt sicherlich nicht unbekannt. So kann Tariq Ramadan völlig unverkrampft mit Jesuiten (Christian W. Troll SJ, Xavier Ternisien), Juden (Alain Gresh, Pierre Khalfa) und anderen Ungläubigen (Bernard Cassen, José Bové, Noël Mamère, Olivier Besancenot, Nicolas Sarkozy) gemeinsame Sache machen, ohne daß ihm das von seinem Glauben her Probleme bereiten müßte. Diese Menschen werden von ihm zu Nutz und Frommen der Verbreitung des Islam benutzt: die Verwestlichung des Islam, seine Anpassung an den Westen, ist nichts anderes als die Islamisierung des Westens.

ATTAC hilft dem Glaubenskämpfer Tariq Ramadan dabei. Der islamische Staatsbürger wird dem Gesetz der Republik und der Scharia gleichermaßen unterstehen, und zwar solange, bis die Machtverhältnisse dahingehend geklärt sind, daß die Republik keine Rolle mehr spielt. Das Wort Djihad nimmt Tariq Ramadan, was seine Arbeit betrifft, nicht in den Mund. Er arbeitet gemäß der Taqiya mit verstellter Sprache, dabei bedient er sich auch, wie man sehen kann, linker Versatzstücke. Machtversessene Leute wie die Führer der ATTAC oder der mediengeile Innenminister Nicolas Sarkozy meinen, Tariq Ramadan für sich zu benutzen. Das mag kurzfristig stimmen, mittel- und langfristig jedoch wird er sie auf die Plätze verweisen.

Tariq Ramadan unter Freunden

Tariq Ramadan muß nicht immer so vorsichtig agitieren wie im Zusammenhang mit seinem Eindringen in die Bewegung der Globalisierungskritiker. Wenn es sich darum handelt, seine Bewunderung für den Islamologen und Holocaust-Leugner Roger Garaudy in einem von dessen Büchern auszusprechen, so stört das niemanden. Auch seine zahlreichen Werke, herausgegeben von den Éditions Tawhid, werden von seinen globalisierungskritischen Freunden nicht gelesen - oder darf man annehmen, seine Ansichten würden von ihnen geteilt? Es ist anzunehmen, denn sonst hätten sie andere Muslime in ihr Forum gebeten.

Tariq Ramadan ist nur aus taktischen Gründen ambivalent. Seine Grundhaltung ist sehr klar. Eine Rezension seiner Studie Aux Sources du Renouveau Musulman. D´al-Afghani à Hassan al-Banna, un siècle de réformisme islamique. "Zu den Ursprüngen muslimischer Erneuerung. Von al-Afghani bis Hassan al-Banna, ein Jahrhundert der islamischen Reform" beginnt so: "Diese Studie ist eine wahrhaftige wissenschaftliche Abhandlung in Verteidigung des Denkens und des Werkes von Hassan al-Banna, des Gründers der Organisation der Muslimbrüder, gegen die Anschuldigungen, die im allgemeinen gegen die gewalttätigen islamistischen Bewegungen vorgetragen werden...." Der Autor ergeht sich in Elogen auf seinen Großvater, der gegen die Engländer kämpft und die palästinensische nationalistische Sache unterstützt. Alles, was man seinem armen Vorfahren an Fundamentalismus und Terrorismus zuschreibe, stamme von seinem Mitbruder Sayyid Qutb. Dieser wird 1966, jener 1949 von der ägyptischen Regierung beseitigt.

Der Autor wende sich gegen das Argument, die religiösen Reformatoren seien im Gegensatz zu den liberalen nicht in Einklang zu bringen mit Fortschritt und Modernität. Der Koran beruhe auf der menschlichen Vernunft, meine der Autor, er enthalte im Keim die positiven Prinzipien, die das Universum regieren.

Er bezieht sich auf den Verehrer des Wahhabismus und Lehrer seines Großvaters Rashid Ridha als "ägyptischen Reformator", der als erster eine politische Partei auf der Grundlage seiner religiösen Vorstellungen gründet. Tariq Ramadan ist wie sein offen fundamentalistisch auftretender Bruder Hani Ramadan ein glühender Verehrer seines Großvaters Hassan al-Banna:

"Die Persönlichkeit von Imam Hasan al-Banna: Licht spendender Glaube, eine tiefe Spiritualität, persönliche Disziplin, freundlich und sanft im Umgang mit seinen Mitmenschen. Ustadh Umar al-Tilmisani schrieb das und sagte es wieder und wieder, so wie ich ähnliche Geschichten von meinem Vater, Dr. Said Ramadan, seinem Schwiegersohn, und meiner Mutter, Wafa al-Banna, seiner ältesten Tochter gehört hatte.

Das Geheimnis von Imam Hasan al-Banna war die Qualität seines Glaubens und die Intensität seiner Beziehung zu Gott. ... Er lebte wie die ersten Sahaba, dem Pfad des Propheten folgend ..."

Am 12. Oktober tritt er im Wembley Conference Center bei der Großveranstaltung "Islam for Europe" auf: "Dr. Tariq Ramadan wurde 1962 in der Schweiz in eine Familie der Predigt und des Glaubenskrieges geboren. Sein verstorbener Vater war der glanzvolle ägyptische Lehrer Scheich Said Ramadan, und sein Großvater ist kein anderer als der Märtyrer Imam Hasan Al Banna. Seiner eindringlichen und nachdenklich stimmenden Vorträge in ganz Europa und Amerika wegen wird er von vielen für einen der führenden moslemischen Intellektuellen der neueren Zeit angesehen."

Neben ihm sind sechs weitere Redner aufgeführt, darunter der in der Al-Azhar Universität ausgebildete Scheich Yusuf Al-Qaradawi, aus dem selben Jahrgang wie Said Ramadan. Der Scheich kann den Koran schon auswendig, als er noch keine zehn Jahre alt ist:

"Scheich Yusuf Al-Qaradawi, einer der größten Lehrer unserer Zeit, wurde 1926 in Ägypten geboren. Er ist der Dekan der Fakultät für Scharia und Islamische Studien und der Direktor des Zentrums für Sunna und Sirah Studien an der Universität von Qatar. Er ist auch der Präsident des Europäischen Rates für Fatwa und Forschung (ECFR). Scheich Yusuf Al-Qaradawi ist ein sehr produktiver Schriftsteller, der bis heute mehr als 42 Bücher geschrieben hat."

Scheich Yusuf Al-Qaradawi und Tariq Ramadan - zwei Volksredner

Dieser Scheich Yusuf Al-Qaradawi ist ein gefragter Fernsehprediger, eine Kultfigur, der Pat Robertson der Araber. 45 Millionen Zuschauer schalten den Fernsehsender Al-Jazeera ein, wenn er spricht. Nur bei seinem Programm gibt es auch englische Untertitel. Der Scheich verurteilt zwar das Attentat vom 11. September 2001, aber die Homizidbomber in Israel preist er ausdrücklich als Märtyrer, deren Taten gerechtfertigt seien. Israel mobilisiere Männer und Frauen für seine Armee, also seien sie alle auch legitime Ziele. Bei den Attentaten getötete Kinder sind für ihn Kollateralschäden. Die Hamas-Führer beziehen sich auf ihn, wenn sie ihre Verbrechen rechtfertigen.

Scheich Yusuf Al-Qaradawi folgt einer simplizistischen Weltsicht. Wenn ihn andere Islamwissenschaftler für seine inkonsistenten Reden kritisieren, meint er, man solle die Lehre nicht unnötig verkomplizieren, und er beleidigt seinen Widerpart auch noch persönlich.

Sogenannte weltliche muslimische Intellektuelle protestieren nicht gegen ihn, den selbsternannten Führer und Redner der Muslime und seine Lehren, sondern auch sie rationalisieren die Attentate als unvermeidliches Ergebnis der israelischen Besatzung.

Bernard Haykel, Professor für Studien des Nahen Ostens an der New York City Universität befaßt sich mit dem "Schweigen der moderaten Muslime". Silence of moderate Muslims, seit dem 11. September 2001. Er beklagt, daß viele von ihnen sogar anzweifeln, daß die Attentäter ihre Religionsbrüder waren. Sie beklagten, daß die Attentäter dem Islam schadeten und ihn diffamierten, aber öffentlich dagegen sprächen sie sich nicht aus, schon allein, weil sie der Ansicht seien, daß die USA rückhaltlos Unterstützung für Israels Politik gegenüber der palästinensischen Intifada gebe.

Bei seinen Reisen im Nahen Osten und in Südasien findet er auch Schriften, die Osama bin Laden preisen oder ihn in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien bringen, die besagen, daß die USA von einer geheimen von Juden gelenkten Macht geführt würden. Das Attentat habe nur ein Ziel, die Schwächung und Zerstörung des Islam, meinten weite Kreise im Nahen Osten.

Eine weitere Erklärung für das Schweigen sei auch, daß gemäßigte Muslime seit Jahrzehnten nach und nach von einer neuen Gattung von islamistischen politischen Aktivisten marginalisiert würden, den Salafisten oder Wahhabiten. Osama bin Laden ist einer der Salafisten. Sie sind Anhänger einer wortgetreuen Interpretation des Koran, der Hadithen und der Scharia. Die meisten Werte des modernen Westens lehnen sie als im Gegensatz zum Islam stehend und ihn bedrohend ab und stellen eine utopische, "authentische" Vision des Islam dagegen.

Moderate Muslime werden seit Anfang der 70er Jahre von diesen Fundamentalisten ihrer Aufgeschlossenheit der Moderne gegenüber an den Rand gedrängt, auch weil der Mufti von Ägypten eine Fatwa zugunsten des Friedens zwischen Ägypten und Israel ausgesprochen hat und andere den Gebrauch von Verhütungsmitteln befürworteten und damit bei vielen Muslimen ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt hätten.

Die politische und wirtschaftliche Niederlage der säkularen nationalistischen Politiken in einigen der Länder und die Unterdrückung nicht nur der radikalen Muslime, sondern auch der einfachen Bürger hat ein übriges getan, eine jüngere militantere Generation von Islamisten heranzubilden, die von der islamischen Revolution im Iran und den Mudschaheddin in Afghanistan beeinflußt sind und mit schlichten "Wahrheiten" und einer nicht nuancierten Weltsicht Erfolg in der islamischen Welt haben. Dagegen haben moderate Moslems, die an den Verstand appellieren, wenig aufzubieten.

Am wichtigsten aber für den Erfolg, die gemäßigten Muslime zum Schweigen zu bringen, sind Milliarden von Petro-Dollars, die von Saudi-Arabien und aus den Scheichtümern des Golfs zur Verbreitung des auf der arabischen Halbinsel dominierenden salafistischen Islam, dort eingeführt Mitte des 18. Jahrhunderts von Muhammad Ibn Abd al-Wahhab, ausgegeben werden. Die traditionellen Zentren der islamischen Lehre werden finanziell ausgetrocknet. Der Einfluß Saudi-Arabiens in der religiösen Landschaft aller islamischen Länder ist dominant. Die Herrscher Saudi-Arabiens und der Golfstaaten sind die Besitzer der meisten Medien, in denen eine Kritik am Salafismus strikt untersagt und religiöse Debatten zensiert werden.

Und nun kommt Bernard Haykel auf Tariq Ramadan zu sprechen, den er für einen der eher dynamischen Moderaten hält. Er habe "Schutz im Westen" gefunden. Solche wie er sollten die Vorhut des moderaten Islam sein, wobei allerdings der Aufenthalt im Westen selbst schon ein wichtiger Faktor der Marginalisierung sei.

Das wird den Tariq Ramadan aber vor Lachen fast bersten lassen, diesen Chouchou der seine Arbeit üppig finanzierenden wahhabitischen Saudis!

Wenig zum Lachen dagegen ist dem Scheich Prof. Abdul Hadi Palazzi, Direktor des Kulturinstituts der italienischen Islamischen Gemeinde. Er schreibt, am 10. Dezember 2002, auf einem Yahoo-Forum:

As-salamu `alaykum wa rahmat-Ullahi wa barakatuH.
Liebe Brüder und Schwestern,
"Wie raffiniert oder fehlinformiert Prof. Bernard Haykel ist!
Er wagt es, einen äußerst gefährlichen Extremisten wie Tariq Ramadan (einen der Führer der Muslimbrüder in Europa und Enkel des Hassan al-Banna) unter die ´Moderaten´ zu zählen, da diese Person stattdessen einer der Führer der von den Saudis finanzierten Sekte ist, die den Wahhabi-Fanatismus, die Barbarei und den Terrorismus in der ganzen Welt ausbreitet!
Weiß Prof. Haykel nicht, daß die al-Qaida als eine Abzweigung derselben Organisation entstanden ist, der Herr Tariq Ramadan angehört?
Weiß er, daß die in Europa von Tariq Ramadan geleitete Sekte der Muslimbrüder dieselbe Sekte ist, die in Israel Hamas heißt?
Weiß er, daß der Hauptideologe hinter Herrn Tariq Ramadan niemand anderer ist als Dr. Yusuf al-Qaradawi, der üble Häretiker, der die Theologie des Suizid-Terrorismus entwickelte?
Wenn das die ´Experten´ und Professoren der Nahost-Studien im Westen sind, kann man leicht verstehen, warum der Westen so viele Schwierigkeiten hat, den Saudi-finanzierten Wahhabi-Terrorismus zu bekämpfen. Die schlimmsten Verbrecher werden mit sehr viel Geld ausgestattet in den Westen geschickt, um dort Fanatismus und Extremismus zu verbreiten, und die ´Experten´ haben nichts Besseres zu tun als zu behaupten, solche Agenten der Saudis seien ´moderat´!
Wa-s-salamu `alaykum wa rahmat-Ullahi wa barakatuH."

Am 21. Dezember 2002 teilt ein anderer Forumsbesucher mit, daß der Absatz zum Lobe des "moderaten" Tariq Ramadan aus dem am selben Tag im Indian Express veröffentlichten Artikel gestrichen ist.

Die Organisatoren des ESF, der ATTAC-Ehrenpräsident Bernard Cassen, der Chefredakteur des Diplo Alain Gresh, die schnell mit antisemitischen und israelfeindlichen Sprüchen glänzenden José Bové und Daniel Mermet, die Le Monde, der Courrier, FR, TAZ, die Jesuiten, alle, die diesem Demagogen ein Forum bieten, sie wissen nichts davon, wer Tariq Ramadan ist?

Der Innenminister und Minister der "lokalen Freiheiten" Frankreichs Nicolas Sarkozy, er weiß nicht, wer Tariq Ramadan ist? Seine Medienbeobachter und Geheimdienste verschweigen ihm das?

Jama´at al-Ikhwan al-Muslimun - die Muslimbrüder

Nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches, das die Muslime über Jahrhunderte vereinte, gründet Hassan al-Banna im Jahre 1928 als 22-jähriger Grundschullehrer (1923 bester in der Lehrerausbildung) mit seinem Bruder und fünf weiteren Anhängern in Ismailiya die Ikhwan ul-Muslimin, die Muslimbruderschaft. 1933 verlagert er den Sitz nach Kairo.

Hassan al-Banna gründet seine Ideen darauf, daß der Islam nicht nur eine auf der Einhaltung von Riten bestehenden Religion, sondern eine integrierte Lebensart, aufbauend auf dem Wahhabismus, auf dem radikalen Islam sei. Die traditionelle islamische Erziehung ergänzt er durch Ausbildung für den Glaubenskrieg. In den nächsten zwanzig Jahren dehnen sich die Aktivitäten der Muslimbrüder über Religion und Erziehung hinaus unter dem Einfluß des Großmuftis von Jerusalem Hadj Amin al-Husseini auch auf die Politik aus.

1939 wird die Partei der Muslimbrüder Hizb Al-Ikhwan Al-Muslimoon gegründet. Sie wirft der ägyptischen Regierung vor, zu wenig gegen die "Zionisten" zu unternehmen. Die Muslimbrüder unterstützen gemeinsam mit den Geistlichen der al-Azhar Universität den Großmufti Hadj Amin al-Husseini im Kampf gegen die palästinensischen Juden. In den 40er Jahren verüben sie in Ägypten mehrere Attentate. Zwei Tage nach Verabschiedung der Resolution Nr. 181 der Vereinten Nationen zur Teilung Palästinas, vom 29. November 1947, ruft Hassan al-Banna gemeinsam mit den Geistlichen der al-Azhar Universität zur Ermordung der Juden in allen arabischen Staaten auf.

1948 kämpft eine große Anzahl der Muslimbrüder an der Seite der Araber gegen Israel. Gleichzeitig setzen sie ihre terroristischen Akte in Ägypten fort, worauf sie von der ägyptischen Regierung verbannt werden.

Am 28. Dezember 1948 ermordet ein Muslimbruder den ägyptischen Premierminister Mahmud Fahmi Nokrashi. Daraufhin läßt die Regierung Hassan al-Banna im Februar 1949 liquidieren.

Dennoch wird 1948 die Muslimbruderschaft von der ägyptischen Regierung wieder legalisiert, allerdings nur als religiöse Gemeinschaft. Man darf annehmen, daß dies geschieht, weil die Sekte in Ägypten schon zu mächtig ist. Sie ist ein Staat im Staate. In der Revolution von 1952 kämpft sie für Gamal Abdel Nasser. 1954 wird sie von diesem verbannt, weil sie darauf besteht, daß Ägypten unter dem Gesetz der Scharia zu regieren sei. Zahlreiche Brüder fliehen nach Jordanien.

1954 mißlingt dem Muslimbruder Abdul Munim Abdul Rauf ein Mordversuch an Präsident Gamal Abdel Nasser, woraufhin der Attentäter und fünf seiner Mitbrüder exekutiert und 4000 Brüder verhaftet werden. Tausende von Muslimbrüdern flüchten nach Syrien, Saudi-Arabien, Jordanien und in den Libanon. Da verläßt auch Said Ramadan gemeinsam mit Sayyid Qutb Ägypten.

Präsident Gamal Abdel Nasser begnadigt 1964 die inhaftierten Brüder aus politischem Kalkül. Die Folge ist, daß drei weitere Attentatsversuche auf ihn von den Brüdern verübt werden.

1966 werden führende Muslimbrüder exekutiert, unter ihnen Sayyid Qutb. Zahlreiche Brüder werden verhaftet. 1968 werden 1000 inhaftierte Brüder freigelassen.
Gamal Abdel Nassers Nachfolger Anwar as-Sadat verspricht den Brüdern, daß die Scharia als Gesetz implementiert werde und läßt alle inhaftierten Brüder frei. Diese verlieren das Vertrauen in ihn, als er im März 1979 den Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet, und vier Brüder ermorden ihn, am 6. Oktober 1981.

1984 werden sie wieder als religiöse Gruppe zugelassen, stehen aber unter strenger Aufsicht. Obgleich als politische Partei verboten, halten die Muslimbrüder seit 1976 ad personam zahlreiche Sitze im ägyptischen Parlament, und bis heute halten einige von ihnen einflußreiche gesellschaftliche Positionen.

1987 arbeiten die Brüder mit der Labour Islamic Alliance zusammen, diese gewinnt bei den Wahlen 60 Sitze, wovon die Brüder 37 halten. 1990 boykottieren sie die Wahlen.

Ein kompliziertes finanzielles Netzwerk koordiniert etwa siebzig Zweige der Muslimbruderschaft weltweit. Unter ihnen gibt es mafia-ähnliche Gruppierungen, gewalttätige Glaubenskrieger wie die Hamas und die Mudschaheddin in Afghanistan.

Die Familie Ramadan unermüdlich im Glaubenskrieg

"Die Geheimnisse der Familie des Tariq Ramadan". Von P. Lurçat

Der Schwiegersohn des Hassan al-Banna und Vater von Tariq Ramadan, Dr. Said Ramadan (1926 - 1995) tritt 1940 im Alter von 14 Jahren in die Muslimbruderschaft ein. Da ist er noch Schüler. 1946 macht er seinen Abschluß in islamischer Rechtswissenschaft, Scharia, und er wird von Hassan al-Banna zum persönlichen Sekretär und zum Herausgeber der islamischen Wochenzeitschrift Al Shihab ernannt.

Im Mai 1948 geht er mit den anderen Freiwilligen der Muslimbruderschaft nach Palästina, um gegen Israel zu kämpfen. Dort, so will es die Legende, weckt er in der Nacht den König Abdullah von Jordanien, um ihm mitzuteilen, daß Jerusalem im Begriff sei, von den "Banden" der Haganah und der Irgun erobert zu werden, "und er ersuchte ihn, die jordanische Armee zur Verstärkung in die Heilige Stadt zu schicken, um bei ihrer Verteidigung zu helfen. Das tat Abdullah, und Jerusalem blieb frei bis Juni 1967 ... Diesmal gab es niemanden, um den König Hussein aufzuwecken."

Nach kurzem Zwischenspiel von zwei Monaten am Militärhof von Jerusalem gehe Said Ramadan nach Pakistan. Da ist er 22 Jahre alt. Er bleibt dort und wird Teil des neuen islamischen Milieus, d.h., er hält engen Kontakt zur pakistanischen Regierung und predigt seine islamistischen Ideen. Als "Kulturbotschafter Pakistans, des Landes, das seine Freiheit im Namen des Islam erhalten hatte", bereist er die arabischen Staaten. Er ist Repräsentant der Muslimbrüder, kehrt in den 50er Jahren nach Ägypten zurück, wird von Gamal Abdel Nasser inhaftiert, geht mit Sayid Qutb nach Jerusalem, um dort beim islamischen Weltkongreß die Muslimbruderschaft vorzustellen, wird Generalsekretär des Weltkongresses, Glubb Pascha verbannt ihn aus Jerusalem, bis der Bann 1955 aufgehoben wird. Inzwischen wohnt er in Damaskus, wo er 1956 die Muslimbrüder wieder in Gang bringt. Bis August 1958, da er sich in Genf niederläßt, reaktiviert er Zweige der Muslimbruderschaft in Jordanien, Syrien, dem Libanon und in Saudi-Arabien.

1959 promoviert er an der Universität Köln. 1961 beginnt er die Publikation der Zeitschrift Al Muslimoon, die Moslembrüder. Sie erscheint bis 1967. In Genf veröffentlicht Said Ramadan die erste Edition zum islamischen Recht, der Scharia. Sein Verlag ist Macmillan, London 1961. Da sei der Islam noch nicht der Feind gewesen, sondern man habe Bedarf gehabt, alle Gläubigen gegen die Herausforderung des atheistischen Materialismus zu mobilisieren.

1961 gründet Said Ramadan das Centre islamique à Genève, das Islamische Zentrum zum Kampf gegen den atheistischen Materialismus. Es wendet sich an die neuen islamischen Gemeinden in Europa und überall im Westen.

Nachdem Pakistan sein Interesse an der Vereinigung der islamischen Welt verliert, wird im Mai 1962 in Mekka die Rabita, die Islamische Weltliga gegründet. Said Ramadan beteiligt sich an der Ausarbeitung ihrer Verfassung und ist der maßgebliche Initiator der Liga. Saudi-Arabien bekundet sowohl aus selbstlosen als auch aus politischen Gründen, um dem Nationalismus Nassers und dem arabischen Sozialismus etwas entgegenzusetzen, großes Interesse an der Rabita.

Zur Islamisierung Europas will Said Ramadan eine Kette von islamischen von den Regierungen der Länder unabhängigen Zentren eröffnen. Er beginnt 1964 mit München und London. Die Gelder kommen von der Rabita, mit der es bald Reibungen gegeben habe, die 1971 zur Einstellung der Zahlungen führt. Sei der Zeit habe das Zentrum keine Verbindung mehr zu Saudi-Arabien. Nebenbei wird Said Ramadan beschuldigt, die Beziehungen zwischen Syrien und Ägypten zu stören, er wird von Gamal Abdel Nasser des Hochverrats angeklagt und in Abwesenheit zu dreimal 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Staatsbürgerschaft wird ihm aberkannt. Der Führer der ägyptischen Muslimbrüder kann ihm nicht helfen, denn er sitzt gerade im Gefängnis.

Dieser Mann der außerordentlichen Spiritualität sehe die gegenwärtige Krise der islamischen Gesellschaft als eine moralische Krise. Mit pakistanischem Paß kehrt er nach Ägypten zurück, später wollten ihm die Ägypter seine Nationalität zurückgeben, was er ablehnte. Er wird am 9. August 1995 an der Seite Hassan al-Bannas in Imam Shafi´i beerdigt, nachdem die saudische Regierung ihm ein Begräbnis in Mekka verweigert.

Dieses Erbe pflegen die Söhne Hani Ramadan, Direktor des Zentrums, und Tariq Ramadan gemeinsam, jeder auf seine Art. Der eine, in dem er die Steinigung von Ehebrecherinnen und sonstige körperliche Züchtigungen von unbotmäßigen Frauen in Le Monde (!) offen befürworten kann und dafür ein "Gezeter" in der Welt erntet, der andere, in dem er sich im Sinne der Taqiya bedeckt hält, und nur vor seinen Anhängern deutlich wird.

Interessant ist, wie bei der Beschreibung des Verhältnisses Said Ramadans zu Saudi-Arabien auf die ausführliche Schilderung des Zerwürfnisses wert gelegt wird. Das Zentrum, das verdächtigt wird, Kontakte zur al-Qaida zu unterhalten, ist angeblich verschuldet, Aymen Ramadan, der Bruder, kümmere sich, Kontakte zur Bank Al-Taqwa in Lugano, die nach US-amerikanischen Erkenntnissen eine Finanzinstitution der al-Qaida ist, bestünden weder vom Zentrum noch von Tariq Ramadan, dieser habe auch keine Verbindung zu al-Qaida-Mitgliedern wie dem Schatzmeister der Terrororganisation Ahmed Brahim. Selbstverständlich ist Tariq Ramadan auch nicht im Auftrag der Muslimbrüder 1993 zum Verantwortlichen für Europa ernannt, das könne (ausgerechnet!) Xavier Ternisien bestätigen. Bei den Muslimbrüdern halte man nicht viel von ihm, er sei keiner der Ihren.  At-Taqiya pur!

Der ATTAC bleibt es vorbehalten, sich mit dieser zwielichtigen Person gemein zu machen und ihr zuungunsten aller übrigen Mitorganisatoren das ESF zur weiteren Profilierung zu überlassen. Die ATTAC-Mitglieder müssen sich fragen lassen, was sie in einer solchen windigen Organisation zu suchen haben, die sich seit langem ohne weiteres von einem Tariq Ramadan manipulieren und austricksen läßt. Es wird gewarnt, als der antijüdische Artikel von Tariq Ramadan im ESF-Verteiler erscheint, aber die Warnungen werden in den Wind geschlagen. Im Gegenteil, die Warner werden diffamiert und die Warnungen zum Anlaß genommen, um die Verbindung zu Tariq Ramadan noch zu intensivieren. Auch der Innenminister schließt sich an.

Eine feine Gesellschaft!

24. November 2003 - Links aktualisiert, 14. Februar 2018

Dieser Artikel erschien zuerst auf Isioma SDS-Website, 24.November 2003
ATTAC - At-Taqiya - Attacke. Der Islamist Tariq Ramadan und die Globalisierungskritiker vereint im Kampf, von Gudrun Eussner