Thilo Sarrazin. Michel Friedman und der Lumpenjournalismus

Ein Artikel vom 22. Oktober 2009

Zum besseren Verständnis des von Michel Friedman praktizierten Journalismus kann ein Beispiel seines Kollegen, des ATTAC-Mitbegründers Daniel Mermet dienen, des in linken Kreisen beliebten France Inter Rundfunkjournalisten der Nachmittagssendung Là-bas si j´y suis ..., der keine Gelegenheit ausläßt, sich in seinen Sendungen Israel-feindlich und kritiklos pro-palästinensisch zu äußern. Er ist wie Michel Friedman Jude.

Im Oktober 1998 interviewt er den SS-Offizier und letzten KZ-Arzt von Auschwitz Hans Münch (1911-2001), den er auf einen SPIEGEL-Bericht von 1998 hin gemeinsam mit seinem Dolmetscher Lew Bogdan persönlich in Roßhaupten im Allgäu aufsucht, zu seiner Tätigkeit im KZ Auschwitz und zu seinen Ansichten über Juden und Zigeuner. Für die rassenhetzerischen Äußerungen, die Hans Münch in dem Interview tut, und die Daniel Mermet im Radio ausstrahlt, wird Hans Münch 2001 verurteilt.

Verantwortung übernimmt Daniel Mermet dafür nicht. Die Linken leiden mit Daniel Mermet, der von jüdischen Vereinigungen der Aufhetzung zum Rassenhaß verklagt wird, weil er in seiner Sendung am Prozeßtag das Interview wiederholt; er sei von neuem Zielscheibe der Zionisten.

Daniel Mermet scheint Gefallen an Nazis zu haben, oder wie kommt es, daß er, der kein Deutsch kann, auf Grund eines Artikels von Bruno Schirra, im Spiegel 40/1998, mit Dolmetscher eigens den KZ-Arzt aufsucht, um es aus seinem Munde noch einmal zu hören, was der damals 87-jährige an Dreck über Juden und Zigeuner auszuschütten hat? Inzwischen gibt's in Zusammenarbeit mit dem Kommunisten Michel Warschawski und Lew Bogdan eine weitere Wiederholung [Interviewbeginn bei Minute 24:00], in der Hans Münch seine menschenverachtenden Ansichten äußert, den deutschen Journalisten Bruno Schirra erwähnt er nicht namentlich, vielleicht hat er dessen Namen im Gegensatz zu dem des KZ-Arztes schon vergessen.

Michel Friedman geht in seiner journalistischen Arbeit ähnlich vor wie Daniel Mermet, und darauf macht der 81-jährige, in Berlin lebende jüdische Journalist Ivan Denes aufmerksam, der dem Michel Friedman zur Vorbereitung seiner Sendung über Thilo Sarrazin ein Interview verweigert. Er erinnert an dessen zweistündiges Interview mit dem Neo-Nazi Horst Mahler. Den führt er mit seinen Fragen ähnlich aufs Glatteis wie Daniel Mermet den Hans Münch. Der Unterschied ist, daß Michel Friedman nicht wartet, bis andere seinen Interviewpartner anzeigen, sondern er geht weiter und erledigt das gleich selbst. Horst Mahler begrüßt seinen Gesprächspartner mit "Heil Hitler, Herr Friedman". Das nimmt dieser nicht zum Anlaß das Interview zu beenden, noch ehe es begonnen hat, sondern die Demütigung törnt ihn erst richtig an, er entlockt ihm weitere Sätze, in denen Horst Mahler ihn und die Juden beleidigt und die Judenvernichtung leugnet.

Friedman-Michel-Interview-mit-Horst-Mahler-und Sylvia-Stolz

Sehr zur Freude aller Neo-Nazis ist das Interview bei YouTube anzusehen, die Kommentare dort sind entsprechend. Auch auf den Sites der Rechtsextremen, bei der NPD, dem Altermedia etc. wird es ausführlich gewürdigt. Michel Friedman bedient die rechtsextremen Bedürfnisse und stilisiert sich selbst als Opfer: "Ich denke, das war gegen mich und meine Religion gerichtet“, erklärte der jüdische Publizist vor dem Prozess.

Das Verhalten des Michel Friedman verstößt gegen nahezu alle Regeln des Journalismus. Es versteht sich, daß jeder, der nur halbwegs Durchblick hat, einem solchen niemals ein Interview gibt, und daß es sich für jedes Medium, das noch einen Ruf zu verlieren hat, verbietet, Michel Friedman als Journalisten zu beschäftigen. So sagt denn auch Ivan Denes:

Wer als Interviewer auftritt, gibt sich als Journalist. Nun hat Michel Friedman in der Vergangenheit den Neonazi Horst Mahler um ein Interview gebeten. Ich finde Mahlers Positionen abscheulich. Aber er hat sein Recht auf eine eigene Meinung. Friedman musste wissen, mit wem er es zu tun und was er auf seine Fragen als Antwort zu erwarten hat. Trotzdem ist Friedman gleich nach dem Interview zur Staatsanwaltschaft gegangen und hat gegen Horst Mahler Anzeige erstattet. Ich finde, er hat sich damit für immer als Journalist disqualifiziert. Ein Interviewpartner ist für den Journalisten das, was für den Anwalt (was Friedman ebenfalls ist) der Mandant ist.

FRANK BERBERICH, THILO SARRAZIN
KLASSE STATT MASSE
Von der Hauptstadt der Transferleistung zur Metropole der Eliten

Während sich ernstzunehmende Medien wie Die Weltwoche mit dem Interview des Thilo Sarrazin verantwortungsvoll befassen, rechnet Michel Friedman mit der türkischen und arabischen Klientel anders ab, so wie mit Horst Mahler und so, wie Daniel Mermet es mit Hans Münch hält.

Friedman über "Sarrazins Berlin". Ein Besuch in der Realität. Video
Friedman schaut hin, N24, 21. Oktober 2009

Den Auftakt zur Infamie liest man in der Ankündigung des Senders N24; dort wird Michel Friedman zitiert: "Ich finde diese Explosionsrede von Herrn Sarrazin schlichtweg unerträglich und unverantwortlich! Nicht nur in der Form und in der Sprache, sondern auch die darin erhaltenen Gedanken halte ich für nicht tragbar und abscheulich."

So eingestimmt titelt Politically Incorrect korrekt: Friedman: Sarrazins Worte sind abscheulich. In den Kommentaren # 1-183 schütten die PI-Leser vor der Sendung Abscheu und Wut über Michel Friedman aus, danach geht's richtig los mit den insgesamt 270 Kommentaren zur Sendung.


Was macht frau? Sie schaut die halbstündige Sendung an, die Mitternachtsgeister anschließend können sicherlich nicht gruseliger sein. Dann geht's auch schon los, Michel Friedman raucht Wasserpfeife. Schwenk auf türkischstämmige Gemüseverkäufer. Die erste Frage versteht der erste Interviewte nicht, man muß sie ihm übersetzen. Ein anderer übernimmt, der Deutsch versteht und spricht. Michel Friedman: Man sagt, daß viele auf Hartz IV leben ... Türken und Araber seien das größte Problem ... Was hält (sic!) ihr von solchen Sprüchen? Er befragt getrennt muslimische Schülerinnen und Schüler, dort trifft er einige, die ihre Schule lieben, aber bestätigen, daß es viele gebe, die nicht lernwillig seien, er zitiert Bruchstücke von allerlei Sarrazin-Sätzen, die Muslime (oder waren's die Araber?) machten die Schulen kaputt, hätte der gesagt, er wedelt bei den Interviewpartnern mit einigen großbuchstabig beschrifteten Papieren mit Sarrazin-Zitaten. Wie ist's mit dem Arbeiten bei muslimischen Frauen, dürfen sie? Eine junge Frau mit rotem Kopftuch erklärt, daß sie in der Regel nicht arbeiten dürften, Michel Friedman setzt nach, das sei aber nicht der Religion geschuldet, sondern der Tradition? Eine junge Frau antwortet, sie brauche das Geld, das sie hier verdiene, in der Türkei bekomme ich nicht so viel wie hier. Die Interviewten gehen ihm, wie anscheinend in alter "Vorsicht, Friedman!" Manier vorgesehen, auf den Leim.

Ausführlich interviewt er inmítn drínen einen älteren deutschen Herrn, der vieles in Einzelheiten darstellt, was die originär Deutschen umtreibt, Türken schauten einen nicht an, wenn man sie grüße, man sähe ihr Gesicht nicht, sie selbst grüßten nicht, sie blieben immer für sich, die Integration sei noch weit. Es müsse sicherlich von beiden Seiten noch viel getan werden.

Michel Friedman bringt die "vielen Kopftuchmädchen" des Thilo Sarrazin ins Gespräch, die interviewten Frauen bestätigen, daß das stimmt mit der hohen Geburtenrate. Derweil werden in der Sendung Szenen gezeigt mit zahlreichen muslimischen Müttern, ihre Kinderwagen schiebend. Ein interviewter Mann meint, das Problem sei, daß Deutsche zu wenig Kinder bekämen. Bingo!

Werden muslimische Frauen unterdrückt? Eine Frau antwortet: Heute nicht mehr. Doch, widerspricht eine andere. Eine Frau, die sich wohlfühlt an ihrer Arbeitsstelle, berichtet, daß sie ganz frei entscheide. - Ist ihr Mann einverstanden? - Ich habe mich radikal von meinem Ehemann getrennt, ich bin geschieden. Vorher sei sie zu Hause gewesen, als Hausfrau. - Wollten sie das? - Nein, ich sollte. Auf die Frage, was sie an der Mehrheitsgesellschaft kritisiere, antwortet eine andere Frau, sie sei in ihr nicht angekommen. Sie hätte aber einen Mann (gehabt?), der sie habe abends ausgehen lassen (sic!).

Ob man das Problem lösen könne, wenn man so emotionalisiere wie Thilo Sarrazin, geht's weiter. Was sei mit der Gleichberechtigung der Frauen, mit Parallelgesellschaften usw. Dann kommt er zu einigen Männern, keine Frau dabei, anscheinend auch ein deutschstämmiger Sozialarbeiter unter ihnen. Er befragt einen der Männer, und ein Schwall unverständlicher Sätze in schlechtestem Deutsch kommt über die N24-Zuschauer. Es folgt die alte Leier, daß die Immigranten vom Staat im Stich gelassen würden, dann wird eine sehr modern gekleidete Frau in ihrem exotisch türkischen Ambiente aufgesucht und zum Tanzen von Frauen in der Disco befragt, Männer und Frauen seien doch nach dem Grundgesetz gleichberechtigt. Die Frau antwortet etwas, das so ähnlich lautet wie von Islamisten darf man nicht fordern, ihre ganze Kultur zu ändern.

Michel Friedman kommt zu seinen Interviewpartnern als angeblicher Gegner der Äußerungen des Thilo Sarrazin, er raucht mit ihnen Wasserpfeife, er spielt den Freund. Dabei stellt er seine muslimischen Interviewpartner bloß und macht sie lächerlich. Sie selbst beweisen mit ihren Antworten, daß Thilo Sarrazin Recht hat. Bis zu strafbaren Äußerungen wie bei Horst Mahler manipuliert er sie nicht, das ist in diesem Fall auch nicht angesagt, Straftaten von Muslimen gibt es täglich in unserer Gesellschaft, hervorkitzeln muß man nichts, ein jeder braucht die Fragen und Antworten wie beim Sarrazin-Interview nur mit seinen eigenen Erfahrungen abzugleichen.

Im Interview ist auch Erik Lehnert, der sich selbst als gelernten Sezessionisten bezeichnet, und der davon auszugehen scheint, daß Michel Friedman das bei seiner Einladung nicht gewußt hat. Dr. Erik Lehnert ist Mitherausgeber der Zeitschrift Sezession, informiert Politically Incorrect. Das hätte Michel Friedman nicht gewußt? Er unterstellt weiterhin, daß Michel Friedman das Interview des Thilo Sarrazin vermutlich nur in Form der Skandalzitate aus der BILD gekannt habe. Ja, geht's noch? Den Erik Lehnert benutzt Michel Friedman genauso wie seine muslimischen Gesprächspartner, keiner von ihnen hat die Rolle verstanden, die Michel Friedman ihnen zubilligt. Woran das im Fall von Erik Lehnert zu erkennen ist? An dessen Einschätzung der Sendung:

"Ich muß allerdings sagen, daß die Gesprächsfetzen recht fair zusammengeschnitten sind. Daß ich das Schlußwort habe, finde ich auch nicht schlecht. Insgesamt ist die Sendung, wenn man bedenkt, daß Friedman Sarrazin als ressentimentgeladenen Dummkopf darstellen wollte, nach hinten losgegangen."

Die einzigen beiden Deutschen, die inteviewt werden, haben keine Glatze und geifern auch nicht. Und die Ausländer, die sich Friedman vornimmt, sind entweder nicht integriert (gleich die erste Frage Friedmans belegt das schön), sind als Frauen der lebende Beweis, daß es mit der Integration hapert, ereifern sich über die bösen kulturalistischen Deutschen oder wollen Sarrazin "plattmachen", wenn er mal an ihre Schule kommt. Wiederum das Übliche also, aber gerade deshalb: bizarr.

So unterschätzen sie alle gemeinsam den Michel Friedman und seine lumpige Art, sich über die anderen Menschen zu erheben, mit ihnen zu spielen, sie zu benutzen. Seine Absicht ist nicht nach hinten losgegangen. Nirgends ist Michel Friedman gegen die Äußerungen des Thilo Sarrazin, in keinem Punkt. Er entlockt seinen Gesprächspartnern, die ihm weder intellektuell noch sprachlich gewachsen sind, die Beweise der Richtigkeit dessen, was Thilo Sarrazin in "Klasse statt Masse" äußert. Das scheint er als seinen kleinen privaten Triumph zu genießen.

Ich nenne das Lumpenjournalismus.

Es hat sich nichts am Lumpenjournalismus des Michel Friedman geändert:

SKANDAL NACH DER SENDUNG: MODERATOR DREHT DURCH…
Friedman – kann ein Jude Nazi sein? Von Peter Bartels, PI, 27. April 2018